Reisebericht: Eine Rekrutierungsreise nach Marokko

Die akademische Pflege in Deutschland: Ein Nachholbedarf

Der Akademisierungsgrad in der Pflege muss in Deutschland dringend ausgebaut werden. Während in Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien bereits seit Jahrzehnten zwischen 30 und 100 Prozent der Pflegefachkräfte über einen akademischen Abschluss verfügen, liegt dieser Anteil in Deutschland bei lediglich etwa 1 bis 2 Prozent¹. Die internationale Forschung zeigt deutlich, dass ein höherer Anteil akademisch ausgebildeter Pflegekräfte mit besseren Patientenergebnissen, geringeren Komplikationsraten und niedrigerer Mortalität korreliert². Eine Studie des renommierten RN4Cast-Projekts konnte nachweisen, dass mit jedem Anstieg des Anteils akademisch qualifizierter Pflegekräfte um 10 Prozent die Patientensterblichkeit um 7 Prozent sinkt³.
Die akademische Pflegeausbildung vermittelt erweiterte klinische Kompetenzen, Fähigkeiten im Bereich der evidenzbasierten Praxis sowie Kenntnisse in Forschungsmethodik und Qualitätsmanagement⁴. Diese Kompetenzen sind unerlässlich, um den steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden, die durch demografischen Wandel, Multimorbidität und komplexe Versorgungssituationen entstehen. Deutschland benötigt dringend mehr akademisch ausgebildete Pflegefachkräfte, um den internationalen Anschluss nicht zu verlieren und die Versorgungsqualität zu sichern⁵.

Personalmangel in der Pflege: Eine besorgniserregende Entwicklung

Der Personalmangel in der Pflege hat in Deutschland alarmierende Ausmaße erreicht. Nach aktuellen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen derzeit etwa 200.000 Pflegefachkräfte⁶. Noch besorgniserregender sind die Prognosen für die Zukunft: Bis zum Jahr 2035 wird sich diese Lücke auf voraussichtlich 500.000 Fachkräfte erweitern. Die Gründe hierfür sind vielfältig: eine alternde Gesellschaft mit steigendem Pflegebedarf, hohe Berufsausstiegsraten aufgrund belastender Arbeitsbedingungen und ein unzureichendes Nachwachsen junger Fachkräfte.
Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnet im Bereich der Altenpflege eine durchschnittliche Vakanzzeit von 240 Tagen bis zur Neubesetzung einer Stelle – ein klares Indiz für den ausgeprägten Fachkräftemangel⁷. Dieser Mangel führt zu erheblichen Versorgungsengpässen und einer zunehmenden Belastung des verbleibenden Personals. Die Rekrutierung internationaler Pflegefachkräfte stellt daher eine unverzichtbare Strategie dar, um dem akuten Personalmangel zu begegnen und die pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen⁸.

Der Weg nach Marokko

Bei uns hat sich der Marokkaner Achraf um einen Ausbildungsplatz beworben. Mit diesem Mitarbeiter haben wir ausgesprochen positive Erfahrungen gesammelt, was uns dazu motivierte, den Kontakt nach Marokko zu vertiefen. Die hervorragende Integration, das berufliche Engagement und die fachliche Kompetenz von Achraf überzeugten uns, dass eine systematische Anwerbung weiterer marokkanischer Auszubildender eine vielversprechende Strategie gegen den Fachkräftemangel darstellen könnte.
Unser Mitarbeiter Achraf stellte daraufhin den Kontakt zu seinem Deutschlehrer in Marokko her. Diese Verbindung erwies sich als wertvolle Brücke, um weitere potenzielle Auszubildende zu erreichen, die bereits über Deutschkenntnisse verfügten und Interesse an einer beruflichen Zukunft in Deutschland zeigten.

Die Reisevorbereitungen

Im Oktober 2024 erfolgte die Festlegung der Idee einer Reise nach Marokko. Diese sollte zur Sprachschule und dessen Lehrer, mit dem ich bereits in Kontakt stand, führen. Mein Ziel war es, den Kontakt zu vertiefen, die Schule zu besichtigen, unsere Firma näherzubringen, weiteres Vertrauen aufzubauen und die Kultur kennenzulernen.
Am 18. November 2024 fand das erste Treffen mit Achraf statt, um grundlegende Dinge für die Reise zu besprechen. Zunächst dachte ich, wir würden einfach hinfliegen und alles klären. Leider war es nicht so einfach. Recht schnell wurde deutlich, dass es nicht nach Österreich ging, sondern auf einen anderen Kontinent. Die To-do-Liste wurde immer länger.
Am Ende stand das Ziel fest: Ich würde nach Marokko reisen, um die Akademisierung der Pflege und das dazugehörige Studium, welches über das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) angeboten wird, zu bewerben. Das UKSH und das International Office des UKSH sollten mit eingebunden werden.
Am 4. Dezember 2024 erfolgte ein Austausch mit dem UKSH zur entsprechenden Videokonferenz und Materialbesprechung, bei dem geklärt wurde, welche Unterlagen ich mitnehmen sollte.
Am 18. Dezember 2024 führten wir ein Videogespräch mit dem Deutschlehrer in Marokko, bei dem alle Vorbereitungen besprochen wurden.
Am 4. Januar 2025 fand eine Nachbesprechung mit Achraf statt, um den Stand der Dinge zu erörtern und die Reiselogistik vorzubesprechen.
Am 21. Januar 2025 wurde die Reise gebucht. Sie bestand aus insgesamt acht Einzelbuchungen – kleinteiliger hätte es kaum sein können.
Am 4. Februar erfolgte ein abschließendes Treffen an der Universitätsklinik, bei dem ich das Werbematerial mitnahm.
Am 10. Februar fand ein Treffen im International Office statt, um alle Einzelheiten und die geplante Videokonferenz zu besprechen.

Tag 1: Erste Eindrücke

Der erste Tag begann mit einer Hospitation in der Schule und der Vorstellung unseres Vorhabens für den Folgetag.
Danach unternahmen wir einen Ausflug zu den Eltern von Achraf, wo wir mit ausgezeichneten Speisen bewirtet wurden.
Später am Tag fuhren wir weit außerhalb der Stadt und suchten den Sonnenuntergang bei einem entlegenen Museum.

Tag 2: Offizielle Präsentationen

  1. Am zweiten Tag fanden in der Schule folgende Aktivitäten statt:
    Vorstellung des Studienganges durch die Studiengangskoordinatorin des UKSH in einer Live-Videokonferenz
  2. Danach erfolgte eine Live-Schaltung mit dem Koordinator vom International Office und die Vorstellung des Propädeutikums
  3. Ich präsentierte alle relevanten Informationen zu unserem Unternehmen und den Möglichkeiten in unserer Stadt
    Nach den Präsentationen gab es ein feierliches Händeschütteln mit dem Direktor sowie ein Gruppenfoto mit den Lehrern und dem Direktor.

Die Rückreise

Am frühen Morgen des dritten Tages traten wir die Heimreise an, worauf eine völlige Erschöpfung folgte.

Quellen

¹ Wissenschaftsrat. (2022). Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen. Köln: Wissenschaftsrat.
² Maier, C. B., & Aiken, L. H. (2016). Task shifting from physicians to nurses in primary care in 39 countries: a cross-country comparative study. European Journal of Public Health, 26(6), 927-934.
³ Aiken, L. H., Sloane, D. M., Bruyneel, L., Van den Heede, K., Griffiths, P., Busse, R., … & RN4CAST consortium. (2014). Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: a retrospective observational study. The Lancet, 383(9931), 1824-1830.
⁴ Robert Bosch Stiftung. (2022). Mit Eliten pflegen: Für eine Pflege mit Zukunft. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung.
⁵ Deutscher Pflegerat. (2023). Zur Akademisierung der Pflegeberufe in Deutschland: Positionspapier. Berlin: Deutscher Pflegerat.
⁶ Institut der deutschen Wirtschaft. (2024). Pflegefachkräftemangel in Deutschland: Aktuelle Zahlen und Prognosen. Köln: IW Köln.
⁷ Bundesagentur für Arbeit. (2024). Arbeitsmarkt kompakt: Entwicklungen in der Pflege. Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit.
⁸ OECD. (2023). Health at a Glance 2023: OECD Indicators. Paris: OECD Publishing.

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